Beinwell

Echter Beinwell - Symphytum officinale   

Borretsch- oder Raublattgewächs - Boranginaceae

Beinwell - der bekannte Knochenheiler


Echter Beinwell (Symphytum officinale) hat viele Namen und wird Comfrey, aber auch Gemeiner Beinwell, Arznei-Beinwell, Schadheilwurzel, Wallwurz, Beinwurz oder Schmerzwurz genannt.

Der Beinwell wächst an feuchten Stellen, wie an Ufern, Gräben oder Gewässerrändern und ist bei uns ziemlich verbreitet. Er liebt stickstoffhaltige Lehmböden, die ausreichend feucht sind.

Er wird bis zu 1 m hoch und hat lanzettliche, rau-behaarte Blätter, sogar die Blattunterseiten sind rau. Die wechselständigen, nicht gezähnten Blätter laufen am Stängel herab. Die zerriebenen Blätter riechen und schmecken nach Gurken.

Wenn Du die Blätter und Stängel zerreibst, dann tritt ein schleimiger Saft aus.

Blätter vom Beinwell sind stark behaart - auch die Unterseite

Von Juni bis August bildet der Echte Beinwell traubenartige Blütenstände mit hängenden, glockenförmigen und zwei Zentimeter großen Blüten aus. Diese können weißlich, rosa, violett oder purpurfarben sein.

Wegen der etwas engen und verwinkelten Blütenform können nur Hummeln mit langem Rüssel die Blüten bestäuben. Meistens stechen sie die Kronröhre seitlich an, um an den Nektar zu kommen.

Vorsicht: Vor der Blüte besteht eine Verwechslungsgefahr mit dem sehr giftigen Fingerhut.

Unterschied: Der Fingerhut hat hell gefärbte und keine rauen Blattunterseiten! Sie sind angenehm weich behaart. Die Blätter haben kleine Zacken. Oder Du zerreibst einfach die Blätter. Fingerhutblätter duften nie nach Gurken!

Am Besten erkennst Du ihn aber während der Blüte. Beinwell hat eingerollte, nach unten hängende Blüten, die des Fingerhuts wachsen ganz nah beieinander und hängen auf einer Seite wie große Glocken nach unten.

Fingerhut

Beinwell


Der Wurzelstock vom Beinwell besteht aus dicken saftigen Wurzeln. Außen sind sie schwarz, innen jedoch weiß. Aus diesem Grund wurden sie auf früher “Schwarzwurzel” genannt.

So manche alte Rezepte mit “Schwarzwurzeln” sind also Beinwellwurzeln ….


Verwendung in der Naturheilkunde:


Beinwell - heißt soviel wie Gebein oder Knochen “wallen” (Altdeutsch), d.h. zusammenwachsen.

Die Bezeichnung officinale deutet auf die Verwendung als Heilpflanze hin, denn als Officin bezeichnete man früher den Werkraum der alten Apotheken.

In der Naturheilkunde wird die Wurzel vom Beinwell zur Heilung von Knochenbrüchen und Gelenksproblemen verwendet.

Schon Hildegard von Bingen und Paracelsus wußten von diesen Vorteilen.

Woher wussten unsere Vorfahren denn um die Heilwirkungen der Pflanzen?

Die so genannten Signaturen der Pflanzen wurden als Hinweise genutzt. Beim Beinwell ist es die Art, wie das Blatt mit dem Stängel verbunden ist: Die Blätter sind mit dem Stiel herablaufend fest verwachsen. Diese zusammenhaltende Kraft ließ sich auf den Menschen übertragen – im Sinne der Kraft, etwas zusammenzufügen, was zusammengehört

Beinweill wird vor allem bei Sportverletzungen, Verstauchungen, Quetschungen, Schwellungen, Muskelschmerzen oder bei Sehnenscheidenentzündungen eingesetzt. Eine bekannte Sport-und Schmerzsalbe besteht auch aus diesem Beinwellwurzel-Fluidextrakt.



Für diese Heilwirkung ist vor allem das “Allantoin” verantwortlich. Dieser Wirkstoff fördert die Wundheilung und die Regeneration des Gewebes. Nach Knochenbrüchen unterstützt Beinwell an der Bruchstelle die Neubildung vom Knochen (Kallusbildung).

Weitere Inhaltsstoffe sind Schleimstoffe (reizlindernd), Gerbstoffe (entzündungshemmend), Terpene (antibakteriell und mykotsich) und Rosmarinsäure (entzündungshemmend).

In Beinwellwurzeln ist auch PA - Pyrrolizidinalkaloid! Dieses Alkaloid ist in hoher Dosierung leberschädigend und steht in Verdacht, Krebs zu erregen! PA wird aber kaum über die Haut übertragen.

Wichtig: Nicht in der Schwangerschaft, während dem Stillen und nicht für Kinder unter 2 Jahren verwenden. Und nur auf intakter Haut. Vorsichtig mit der Dosierung und mit der Dauer der Anwendung.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, auch bei Salben, kann die Wurzeln auch PA-frei in Apotheken kaufen.


Anwendung:

Beinwell kannst Du als Umschlag oder als Brei verwenden. Oder Du stellst Dir damit eine Tinktur oder eine Salbe her.

Wichtig: Wenn Du selber Wurzeln sammelst .. bitte nur nehmen, was Du auch 100% sicher bestimmen kannst. Nur soviel sammeln, wie Du auch wirklich brauchst. Wurzeln sammelst Du immer erst im Herbst oder im Frühjahr. Bei Beinwell würde ich wirklich den Herbst empfehlen. Im Frühjahr besteht wirklich die Gefahr, dass Du ihn mit dem sehr giftigen Fingerhut verwechselt. 

  • Brei/Umschläge:

1 oder 2 Stück frische Beinwellwurzeln in dünne Scheiben schneiden und mit Wasser ca. 15 Minuten köcheln. Durch die Schleimstoffe dickt es ein. Entweder Du legst den Brei direkt auf die betroffene Stelle oder Du tauchst ein Tuch in den Beinwellwurzel-Absud, presst es aus und legst dieses Tuch auf die behandelnde Stelle. Dann deckst Du es noch mit einem weiteren Tuch ab.  Falls Du keine frischen Wurzeln hast, kannst Du auch getrocknete Wurzel pulverisieren und mit Wasser aufkochen. Sehr gut bei Prellungen und Verstauchungen!

Du kannst aber auch die Wurzeln in etwas Milch einweichen und ein paar Stunden darin ziehen lassen. Diesen Brei dann auf das verstauchte Gelenk streichen und mit einem Tuch festbinden. Sobald der Wickel austrocknet und hart wird, wird er gewechselt.

Diese Umschläge musst Du immer frisch machen!

  •   Tinktur:

Beinwellwurzel klein schneiden und mit 70%igen Alkohol ansetzen, ca. 6 Wochen ausziehen, dann filtern und in dunkle Flaschen füllen. Einreibung mit dieser Tinktur bei Prellungen, Blutergüssen, Gicht, Gliederschmerzen, Rückenschmerzen. 

  • Beinwellöl:

Wurzel klein schneiden und  in einem guten kaltgepressten Öl ca. 4 Wochen ausziehen – hilft bei blauen Flecken, Blutergüssen, bei Muskel-, Gelenks-und Sehnenproblemen – einfach einmassieren. 

  • Salbe:

100 ml Beinwellöl erwärmen, ca. 10 gr Bienenwachs und ca. 2 gr Kakaobutter darin auflösen und dann in kleine Döschen füllen. Alternativ kannst Du noch ein paar Tropfen äth. Öle unterrühren. Ich nehme gerne Weihrauch, das ebenfalls entzündungshemmend ist und die Wirkung noch verstärkt.

Arnika-Beinwell-Salbe: 1 Handvoll frische Arnika-und Beinwellblüten vorsichtig in 100 gr Schweinefett kochen bis sie die Farbe wechseln. Auskühlen lassen und am nächsten Tag nochmal erwärmen. Die Blüten abseihen und dann das Fett mit 100 gr Vaseline und 10 gr Bienenwachs erwärmen bis alles geschmolzen ist. In desinfizierte Döschen oder Lippenstifthülsen abfüllen und offen auskühlen lassen. Du kannst das Schweineschmalz auch durch Kokosfett ersetzen. Diese Salbe hilft supergut bei Prellungen, Verstauchungen und Gelenkschmerzen.



Eine tolle Kombi ist Beinwell-Creme mit Mädesüß und Lavendel: Für die Fettphase Beinwellöl, für die Wasserphase ein Mädesüßhydrolat (schmerzstillend) verwenden und noch ein paar Tropfen äth. Öl Lavendel (beruhigend). Empfehlenswert!


Verwendung in der Küche:

Die Blätter des Echten Beinwells weisen einen sehr hohen Proteinanteil auf. Diese Proteine sind biologisch sehr hochwertig. Er besitzt auch das Vitamin B12, welches in Pflanzen selten vorkommt. Bei den Vegetariern ist er deswegen sehr beliebt. Sein milder, gurkenartiger Geschmack passt zu vielen Gerichten.

Die Blätter enthalten aber auch Spuren von PA. Er ist damit ziemlich in Verruf geraten und es wird von einer inneren Anwendung abgeraten. Aber man hat immer schon Beinwellblätter gegessen!

Meine Meinung: Die Dosis macht das Gift! Aber bitte aufpassen! Nicht zu oft und nicht zu viel!


In rohem Zustand sind die Blätter wegen der borstigen Haare etwas kratzig und dewegen nicht zu empfehlen. Du sollst ihn schon dünsten, kochen oder in Marinade einlegen.

Die Blätter lassen sich wie Spinat verarbeiten. Sie eignen sich besonders gut zum Kombinieren mit Eierspeisen, also als Füllung in Omeletts. Junge Blätter in Bierteig getaucht und dann ausgebacken schmecken sehr gut. Du kannst von den Blättern auch einen Smoothie machen oder einen Beinwellsaft.

  • Beinwellsaft:  Für 2 Personen

10 junge Beinwellblätter mit Wasser bedecken, mind. 3 Stunden stehen lassen, dann im Mixer passieren und anschließend abseihen. Den Rückstand ausdrücken. Mit dem Saft von 2 Orangen oder Zitronen, Äpfel, Ribiseln, Obst der Wahl vermengen und nach Geschmack mit etwas Wasser aufgießen  -   sehr gut !

  • Gefüllte Beinwellblätter mit Kräuterkäse

  • Beinwellauflauf

  • Marinierter Briekäse auf Beinwell mit Dost und Pfefferminz

  • Gefüllte Beinwell-Blattrouladen

Du findest verschiedene Rezepte im Internet und in Büchern wie “Delikatessen vom Wegesrand” von Brigitte Klemme und Dirk Holtermann.



Verwendung im Garten:

Die kalium- und stickstoffreichen Beinwellblätter machen die Arzneipflanze zu einer ebenso guten Düngerpflanze.


Beinwelljauche:

Geben Sie die Blätter in einen Plastikeimer, füllen Sie diesen mit Wasser auf, decken Sie ihn ab und lassen Sie das Gemisch etwa sechs Wochen lang stehen. Vor der Anwendung sollten Sie einen Teil Dünger mit 15 Teilen Wasser verdünnen.

Mit dieser Beinwelljauche düngst Du vor allem Tomaten und Kartoffeln. Kartoffeln und Beinwell haben eine starke Affinität. Wenn Du trockene Blätter ins Pflanzloch gibst, erhöht es den Ertrag der Kartofffel… Probier es einfach mal aus!

Beinwell unterstützt das Wachstum im Garten und breitet sich auf tiefgründigem Boden sehr schnell aus.



Beinwell ist eine uralte Heil-und Küchenpflanze.

Das “zusammenwachsen - wallen” hilft auch auf seelischer Ebene, wie bei gebrochenem Herzen.

Probier’ es einfach aus. Egal ob Salbe, Tinktur, Brei oder in der Küche. Du wirst sicher Deine Art finden, wie Du den Beinwell für Dich verwenden kannst.


Ich wünsche allen eine schöne, besinnliche Adventszeit!

Deine woidkräuterei!

 


Disclaimer: Wenn Du selber Wildpflanzen sammelst, musst Du die Pflanze 100%ig kennen und bestimmen können. Bei Unsicherheit ist unbedingt von der Nutzung abzusehen oder Du holst Dir Hilfe. Die Inhalte dieser Webseite sind mit großer Sorgfalt zusammengetragen und recherchiert. Dennoch übernimmt der Anbieter dieser Webseite keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Seiten und Inhalte. Alle Hinweise zum Genuss von Wildpflanzen und ihrer Wirkung auf die Gesundheit haben rein informativen Charakter. Sie ersetzen nicht den Besuch bei einem Arzt. Im Falle von gesundheitlichen Unsicherheiten oder dem Wunsch nach Diagnostik wenden sich Sie bitte an Ihren Arzt! Die Anwendung bei Babys, Kleinkindern, Kindern, Schwangeren und Menschen mit Bluthochdruck sollte in jedem Fall unter ärztlicher Begleitung bzw. nur mit vorheriger Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Allergische Reaktionen oder Unverträglichkeiten können je nach persönlicher Disposition nicht ausgeschlossen werden. Ich übernehme diesbezüglich keine Verantwortung und Haftung.

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