Scharbockskraut

Scharbockskraut - Ficaria verna

Hahnenfußgewächse - Ranunculacea

Scharbock - altes Wort für Skorbut


Das Scharbockskraut ist ein mehrjähriges, leicht giftiges Hahnenfußgewächs.

Seine Familienmitglieder sind z.B. der extrem giftige blaue Eisenhut, Kuhschelle, Christrose, Hahnenfüße, Winterling, Trollblume, Dotterblume oder die Akelei.

Die Hahnenfußgewächse sind alle  - von schwach bis extrem - giftig.

 

WICHTIG!

Das Scharbockskraut ist nur so lange genießbar, bis es zu blühen anfängt. Die jungen Blätter vor der Blüte sind aber unbedenklich.

 

 

Scharbockskraut hat ihren Namen von „Scharbock“.

Das ist ein alter, volkstümlicher Name für Skorbut, eine Mangelerscheinung von Vitamin C. 

Viele Seefahrer und Menschen, vor allem Kinder im Mittelalter litten nach einem strengen Winter an dieser Mangelerscheinung. Symptome waren Müdigkeit, Haut-und Darmblutungen, Ausfall der Zähne, brüchige Knochen und Störungen der Herztätigkeit, die bis zum Tod führen konnten.

 

Diese Pflanze war früher von so großer Bedeutung, dass auf dem Genter Altar ein einzelnes Scharbockskraut auf dem Altarbild zu sehen ist.

Es wurde größer und detaillierter als all die anderen Kräuter gezeichnet.

In der Hafen- und Seefahrerstadt Gent hatte diese Anti-Skorbut-Pflanze einen sehr hohen Stellenwert.

 

  

Hat das Scharbockskraut denn mehr Vitamin C als andere Pflanzen?

 

Nein.

Aber im zeitigen Frühjahr bilden ihre grünen Blätter die erste Vitaminquelle, die für die Menschen früher extrem wichtig war. Als eine der ersten grünen Pflanzen stand also mit dem Scharbockskraut eine gute Vitamin-C-Quelle zur Verfügung.

 

Heute versorgt sie uns mit dem Vitamin C und Chlorophyll bereits ab Februar/März - noch bevor Brennnessel & Co. wachsen. Deshalb gehört sie zu den wichtigen Frühjahrskur-Pflanzen und hilft u.a. bei Frühjahrsmüdigkeit.

 

Inhaltsstoffe:

 

Scharbockskraut enthält viel Vitamin C, Saponine, Gerbstoffe, Mineralstoffe, Chlorophyll und das Alkaloid Protoanemonin.

Dieses Alkaloid ist vor allem im Wurzelstock und in den Brutknospen enthalten.

Nach der Blüte steigt der Gehalt von dem Protoanemonin auch in den Blättern extrem an.

Du sollst sie deshalb nur vor der Blüte essen und bitte auch nicht mehr als eine Handvoll pro Tag/Erwachsener. Da aber jeder Mensch verschieden ist, kannst Du Deine persönliche Menge selber austesten.

Bei Kindern und Schwangeren würde ich darauf ganz verzichten.

Dieses Protoanemonin ist schleimhautreizend und es kommt bei Überdosierung zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

 

  

Botanik:

 

Zuerst kommen die leicht gesägten, herz- bis nierenförmigen, gestielten Blätter.

Die Blattoberseite glänzt dunkelgrün als wäre sie lackiert.  Sie ist völlig unbehaart.

Der Stängel kriecht über den Erdboden und bedeckt teppichartig Gärten, Parks und lichte Laubwälder. Die Pflanze wird kaum 5 bis 10 cm hoch und ab Mai zieht sie sich wieder komplett zurück. In der Botanik heißen solche Pflanzen „Geophyten“.

 

Definition „Geophyten“:

Das sind Pflanzen, die mithilfe von Speicherorganen den Winter im Boden überdauern und im Frühjahr, bevor die Bäume ihre Blätter austreiben, das Licht und die Wärme ausnutzen, um frühzeitig im Frühjahr auszutreiben. Wenn der Laubaustrieb beginnt ziehen sie sich wieder komplett zurück.

 

 

Das Scharbockskraut liebt feuchte nährstoffreiche Standorte und Schatten. Du kannst es leicht in Deinem Garten ansiedeln. Vielleicht unter einem Johannisbeeren-Strauch. Du solltest nur dabei beachten, dass es sich sehr freudig vermehrt, wenn ihr der Platz gefällt.

 

Wenige Wochen nach dem Erscheinen der Blätter bilden sich wunderschöne gelbe Blüten.

Sie sind sternförmig und haben 8 bis 11 Kronblätter.

Die Blüten haben unzählige Staubblätter und enthalten reichlich Pollen und Nektar. Mit ihrer auffälligen Farbe locken sie im Frühjahr viele Bienen und Insekten an.

Das Scharbockskraut ist damit eine wichtige erste Nahrungsquelle im Frühjahr für unsere Insekten.

Blüte mit 8 bzw. 9 Kronblätter und den vielen Staubblätter

 

Ein anderes wichtiges Erkennungsmerkmal sind die „Bulbillen“.

Das sind weiße, getreidekorngroße Brutknöllchen, die in den Achseln der unteren Blätter sitzen. Sie fallen später zu Boden und aus diesen Knöllchen entwickeln sich neue, wurzelnde Triebe.

Da sie wie Getreidekörner aussehen, nannte man früher diese Pflanze auch „Erdgerste“.

Diese wurden getrocknet und zu Mehl vermahlen.

 

An den Wurzeln bilden sich Stärkespeicher, die wie kleine Feigwarzen aussehen und deshalb wurde dieser Pflanze nach der Signaturenlehre auch eine Wirkung gegen Warzen bzw. Feigwarzen zugesprochen. Feigwarzen werden durch Viren verursacht.

Der aus den Wurzelknöllchen gepresste Saft soll dabei helfen.

Das Scharbockskraut hatte den Namen „Feigwurz oder Feigenkraut“ bekommen.

 

 

 

Vorsicht Verwechslungsgefahr!

Es besteht große Verwechslungsgefahr mit anderen Hahnenfußgewächsen, die viel giftiger sind!

 

Verwechslung mit der Haselwurz:

Die Blätter der Haselwurz sehen fast genauso aus. Sie sind auch dunkelgrün und glänzen, sind aber viel härter und dicker.

Ein wichtiges Erkennungsmerkmal ist der Stängel.

Er ist bei der Haselwurz behaart – der Stängel vom Scharbockskraut ist unbehaart!

Zerreibst Du ein Blatt der Haselwurz, dann riecht es sehr scharf und reizend. Das Blatt vom Scharbockskraut riecht und schmeckt herb pfeffrig und leicht säuerlich.

 

Verwechslung mit der Sumpfdotterblume:

Die Sumpfdotterblume kann zwischen 15-60 cm hoch werden.

Ihre Stängel sind bogig aufsteigend bis aufrecht. Das Scharbockskraut kriecht am Boden dahin.

Im oberen Bereich sind die hohlen und kahlen Stängel verzweigt und mehrblütig. Ihre Blüten haben nur 5 anstatt 8 oder mehr Blütenblätter.

Die Dotterblume ist viel größer und kräftiger als das Scharbockskraut.

Das Scharbockskraut wächst in großen Teppichen. Die Dotterblume ist eine Einzelpflanze.

Scharbockskraut:

Dotterblume:

Verwendung: 

Das Scharbockskraut bietet ab Februar junge Blätter, die Du für Frühlingssalate, Kräuterquarks, Kräuterbutter oder in kalten Kräutersoßen verwenden kannst. Alternativ kannst Du sie klein hacken und aufs Butterbrot oder in die Suppe streuen.

Ernte jeden Tag ein paar Blätter davon frisch aus Deinem Garten und esse sie einfach pur.

Immer roh essen und nicht kochen, sonst geht das Vitamin C verloren.

 

Das ist der erste Schritt für eine Frühjahrskur.  

Frühjahrskur für unseren Körper – Was heißt das?

 

Es heißt einfach: Ausmisten!

Im Winter läuft unser Stoffwechsel langsamer, wir bewegen uns weniger. Eigentlich sollten wir dann weniger essen, aber das Gegenteil ist der Fall.

Die vielen Feiertage laden uns regelrecht ein, zu schlemmen, zu feiern und Alkohol zu trinken.

 

Hier setzt die Frühjahrskur an. Mit unseren Wildpflanzen können wir unserem Körper Gutes tun. Genau mit diesen Pflanzen, die im Frühjahr direkt vor unserer Haustür wachsen.

Und eins davon ist das Scharbockskraut mit ihrem Vitamin C und Chlorophyll.

 

Hier kann ich Dir ein tolles Buch empfehlen: 

„Frühjahrskur mit heimischen Wildkräutern“ * von Siegrid Hirsch

„Im Monat März mit Sonnenschein

Stellt sich der Frühling ringsrum ein;

Die Vögel zwitschern drunt‘ am Bach

Auch der Mensch wird langsam wach.“

Zitat von Oskar Stock (geb. 07.05.46 – deutscher Schriftsteller und Aphoristiker)

 

Als Heilkraut hat es heute kaum mehr Bedeutung.

Früher wurde das Kraut gegen Skorbut verwendet.

In der Volksheilkunde wird das Scharbockskraut bei Hämorrhoiden oder Hautunreinheiten empfohlen. Hier solltest Du Sitzbäder oder Umschläge damit machen.

 

Der Saft aus den Wurzelknöllchen wirkt antiviral. Er hilft bei Warzen und Feigwarzen.

 

  

Hab ich Dir Lust auf Frühjahr und Frühjahrskur gemacht?

Nutze diese Frühjahrspflanzen und ihre Kraft, die direkt vor Deiner Haustüre wachsen und nichts kosten, keine große Anreise haben, nachhaltig und sehr gesund sind.

 

Deine woidkräuterei!


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